Wir sind kein Nerd-Portal – wollen es manchmal nur genauer wissen
Über Aufmerksamkeit in der Presse freut sich jedes Start-up – doch wie sieht es auf der anderen Seite aus? Nora Jakob, Redakteurin beim Online-Portal „WiWo Gründer“, erzählt uns im Interview u.a. wie man als Start-up ihre Aufmerksamkeit bekommt.
Nora Jakob, freie Journalistin mit den Schwerpunkten deutsche Innenpolitik, China und Wirtschaft. Beim Gründerportal übernimmt sie zusammen mit Marie-Charlotte Maas und Oliver Voß die redaktionelle Betreuung.
startup_DUS: Die Presse berichtet. Achtung! Ab jetzt im Fokus der Öffentlichkeit. Für viele Start-ups ist das ein ganz neues Gefühl. Wahrscheinlich auch eins, mit dem sie nicht von Anfang an umgehen können. Verläuft ein Interview von WirtschaftsWoche Gründer anders als das des Handelsblatts mit dem Gegenüber?
Nora Jakob: Natürlich sind wir als Portal, das sich auf Themen rund um die Gründerszene spezialisiert hat, spezieller und zielgerichteter in der Fragestellung. Schließlich richten wir uns an ein Publikum, das sich wahrscheinlich schon gut auskennt. Das heißt aber nicht, dass wir ein Nerd-Portal sind, sondern nur, dass wir es manchmal genauer wissen wollen.
startup_DUS: Ist für dich der Pressevertreter eines Start-ups ein Aushängeschild der Projektidee? Haben Newcomer quasi einen „Kleinkinder-Niedlichkeits-Bonus“ oder sagst du, wer es jetzt nicht schafft mich zu überzeugen, der wird es auch auf dem Markt nicht schaffen? Wäre demnach die Investition in eine gute Öffentlichkeitsabteilung mit das erste was ein aufstrebendes Start-up einplanen sollte?
Nora Jakob: Start-ups sollten ihre Kunden und Investoren überzeugen (können) – die Journalisten sind dann erst einmal zweitrangig. Es gibt viele Start-ups, die auch wir vielleicht nicht auf dem Schirm haben, die aber mit ihrer Idee einen Nerv getroffen haben. Und ob ein Start-up in die Öffentlichkeitsabteilung oder eine PR-Agentur investiert, muss es letztlich selbst entscheiden. Falsch ist es aber sicher nicht, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen.
startup_DUS: Dein Urteil kann mit über den Erfolg einer Idee entscheiden. Wäre diese Aussage zu hoch gegriffen oder warum erfreuen sich die Artikel zum Thema „10 Journalisten an denen ein Start-up nicht vorbeikommt“ so regem Interesse?
Nora Jakob: Der Erfolg einer Idee sollte nicht vom Urteil eines Einzelnen abhängen.
startup_DUS: Welche Wertigkeit oder welchen Status muss meine Idee haben, damit ich als Start-up Aufmerksamkeit bei euch in der Redaktion erwirke? Kann eine wirklich gute Story trotzdem mal aufgrund der Vielzahl guter Angebote länger liegen bleiben. Hilft es dann eher hartnäckig oder geduldig zu sein?
Nora Jakob: Wenn uns Geschichten und/oder Start-ups richtig gut gefallen, antworten wir in der Regel sehr schnell. Bei anderen Angeboten stimmen wir uns meist noch ab, und versuchen Geschichten größer zu denken, dann kann es schon mal etwas länger dauern – und dann kann natürlich auch ein Nachfragen manchmal helfen.
startup_DUS: Gruender.wiwo.de ist ein reines Online-Portal. Bestätigt ihr hiermit, dass die Informationsbeschaffung und die Kommunikation eurer Zielgruppe überwiegend bis ausschließlich auf dem digitalen Wege erfolgt?
Nora Jakob: Nein, nicht ausschließlich. Deshalb planen wir mit WirtschaftsWoche Gründer auch die Redigitalisierung – und planen noch für dieses Jahr eine gedruckte Ausgabe.
startup_DUS: Du bist schon viel in der Welt herumgekommen und reist für euer Portal auch durch ganz Deutschland, um immer am Puls der Zeit zu sein. Was fasziniert dich persönlich als Journalistin an der Start-up-Szene?
Nora Jakob: Die Start-up-Szene scheint immer in Bewegung zu sein. Jeden Tag entsteht in ihr etwas Neues, weil Menschen kreativ, innovativ und leidenschaftlich handeln – und dabei natürlich Fehler machen, Kritik einstecken müssen, sich davon aber nicht abhalten lassen, an ihre Idee zu glauben.
startup_DUS: Dein Tipp für ein Start-up im Umgang mit der Presse? Ein no-go und ein must-have bitte.
Nora Jakob: Ungeduld – und telefonische Kontaktaufnahme, wenn wir nicht sofort auf eine E-Mail reagieren, sind für mich ein No-go. Eine professionelle Ansprache, vielleicht sogar mit einem förmlichen ‚Sie‘ beim Erstkontakt statt eines freundschaftlichen ‚Du‘ sind wichtig.
www.gruender.wiwo.de | Foto: Nora Jakobs © Steffi Manthey