Innovationen sind keine Selbstläufer. Wir forschen nach einem guten Rezept.
Eine Forschungsgruppe unterschiedlicher Akteure hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Feld der Innovation in der Digitalwirtschaft genauer unter die Lupe zu nehmen und für sich und Dritte planbarer zu gestalten. LAVAlabs Moving Images, die Hochschule Düsseldorf und Tennagels Medientechnik gründeten dazu vor knapp einem Jahr den „Innovationshub Düssseldorf“. In dem Interview verrät uns Michael Brink warum Start-ups von seinem Forschungsprojekt profitieren können.
Michael Brink, Mitgründer und Geschäftsführer von LAVAlabs Moving Images, Mitgründer des Innovationshub Düsseldorf
startup_DUS: Innovationshub. Was haben wir uns unter diesem Begriff greifbar vorzustellen?
Michael Brink: Einfach gesagt: ein Rahmen für Ideenfindung, Konzeption, Umsetzung und Verwertung innovativer Lösungen in der Digitalwirtschaft. Innovationen sind keine Selbstläufer. Innovationen sind harte Arbeit. Innovation muss nicht nur neuartig sein, sondern immer auch einen Nutzen für den Anwender haben.
Mit LAVAlabs haben wir bereits am ersten Tag der Gründung eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung eingerichtet. Seit 2015 arbeitet ein Team der Hochschule Düsseldorf unter der Leitung von Professor Geiger mit Tennagels Medientechnik und unseren Mitarbeitern gemeinsam an digitalen Innovationen.
startup_DUS: Trends finden und Trends setzten in der Digitalwirtschaft. Das geht einem sprachlich einfach über die Lippen, aber einen Trend finden oder besser gesagt setzen, lässt sich mit einem Fingerschnipp wohl nicht realisieren?
Michael Brink: Das stimmt wohl! Wir stellen uns gerne dieser Herausforderung. Wir schauen uns zunächst den Bestand der Technologien und die Bedürfnisse des Marktes sehr genau an. Dann nutzten wir aktuelle und teils auch zukünftige Technologien, die wir als Testanwender zur Verfügung haben und kombinieren diese miteinander. Auf diese Weise erzielen wir ganz neue Ergebnisse. Beispiel Virtual Reality: Unser Innovationhub Team hat Daten von computergenerierten Welten mit den Bewegungsdaten der Anwender im Raum kombiniert und mit einfachen Mitteln wie Wind, Haptik und Sound erweitert. Das Ergebnis: die Anwender können sich mittels einer 3D Brille frei im dreidimensionalen digitalen Raum bewegen. Auf diese Weise generieren wir überzeugende Erlebnisse für den Nutzer. Wir schaffen quasi per Fingerschnipp aus bereits verfügbaren Technologien neue Ergebnisse. Wir dürfen also selbstbewusst behaupten, wir nutzen Trends, wir beeinflussen sie und wir generieren sie.
startup_DUS: Wie lange arbeitet ihr an einem Projekt? Ist das Ziel immer ein Ergebnis finden zu können oder auch mal kein keines zu finden? Oder ist man dann endlich angekommen und inzwischen ist einem jemand bereits zuvorgekommen?
Michael Brink: Damit dieses Risiko in einem sowieso wirklich risikobelasteten Feld minimiert wird, arbeitet unser Team des Innovationshubs an der Entwicklung eines standardisierten Prozesses. Dieser soll es ermöglichen, innovative Ideen anhand einer festgelegten Vorgehensweise schneller bewerten und entwickeln zu können. Dabei pflegen wir im Innovationshub auch die „Kultur des Scheiterns“. Denn nur eine von 10 Innovationen setzt sich durch. Man weiß vorher nur nicht welche. Diese Erkenntnisse werden wir in naher Zukunft auch fremden Dritten zur Verfügung stellen, die keine eigenen Entwicklungsressourcen vorhalten können. Wir wissen aus eigener Erfahrung wie viel Ressourcen ansonsten unnötig verschwendet werden können. Warum dann nicht Wissen teilen.
startup_DUS: Anspruchsvolle Kunden, neue Technologien bei gleichzeitig schwindenden Budgets. Wie stellt ihr euch der Herausforderungen der Medienbranche?
Michael Brink: Gerade in unsere Branche ist Innovation das A&O. Hier wird Innovation gelebt und stetig neu definiert. Der technologische Wandel ist rasant. Man muss stetig im Ball bleiben. Das bedeutet aber auch, dass der Bedarf gerade in unserer Branche vorhanden ist und mit ihm auch die Bereitschaft darin zu investieren. Unsere Kunden schätzen unsere Arbeit und unsere Expertise. Der Zusammenschluss unterschiedlichster Akteure in dem Innovationshub Düsseldorf schafft uns eine Form von uniqueness. Unser Ziel ist es bereits bei der Beratung zur Ideenentwicklung dabei zu sein und Projekte erst nach der Umsetzung des Endprodukts abzuschließen.
startup_DUS: Du hast es gerade selbst angerissen, euer kreativ- und technologie-Team ist etwas anders als die herkömmlichen Teams. Hier arbeiten Hochschulen und Unternehmen gemeinsam an digitalen Innovationen. Ist dies ein Marktvorteil?
Michael Brink: Wir arbeiten seit fünf Jahren z.B. mit der Hochschule Düsseldorf zusammen, aber ebenso auch mit anderen Hochschulen wie der Universität Duisburg-Essen und der Universität Hamburg. Wir, LAVAlabs Moving Images, sehen uns als Industriepartner. Gemeinsam mit wechselnden anderen Industriepartnern entwickeln wir innerhalb von konkreten Forschungsprojekten Innovationen von der Idee bis zum Prototypenstatus. Dabei profitieren alle Partner von den jeweiligen Fähigkeiten der anderen Partner. Teams werden entsprechend der Aufgabenstellung nach ihren Fähigkeiten ausgewählt, um das jeweils beste Ergebnisse hinsichtlich Zeit und Ressourcen zu erzielen. Die Innovationsfähigkeit, die durch unsere Forschungsaktivitäten sichtbar wird, schätze ich als den Marktvorteil ein, den unsere Kunden mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen.
startup_DUS: In eurem gemeinsamen Forschungslabor verratet ihr auch woran ihr gerade arbeitet, richtig? Warum lasst ihr diese Einblicke zu? Normalerweise lässt die Angst vor Betriebsspionage doch eher die Fensterläden zu und die Tür fest verriegelt.
Michael Brink: Ja, unsere Unternehmenskultur ist sehr offen. Wir kooperieren in verschiedene Richtungen. Wir sind davon überzeugt langfristig stärker davon zu profitieren als wir selbst an Ressourcen investieren. Entsprechend dieser Philosophie müssen wir dann auch offener sein als andere Unternehmen, damit sich schnell eine gemeinsame Vertrauensbasis gegenüber neuen möglichen Partnern bildet. Gerade als Unternehmen in unserer Größe ist es wichtig, miteinander zu kooperieren, um gegen die internationalen zum Teil markbeherrschenden Unternehmen zukünftig eine Chance zu haben.
startup_DUS: Welche Kriterien muss und sollte man als Partner eurer Unternehmung erfüllen?
Michael Brink: Punkt 1: Offenheit. Punkt 2: Kooperationsfreude. Punkt 3: ein eigenes erfolgreiches Kerngeschäft.
Forschung kann aus meiner Sicht immer nur ein zusätzlicher Tätigkeitsbereich sein, wenn man in seinem eigentlichen Kerngeschäft erfolgreich ist. Ansonsten läuft man Gefahr, dass das Tagesgeschäft bereits alle Ressourcen ausschöpft, um Neugeschäft zu generieren. Aber besonders wichtig ist auch die Innovationkraft im eigenen Betrieb. Wer kein Bestreben hat, sich stetig zu entwickeln, ist nicht der richtige Partner. Man muss sich tatsächlich ganz bewusst für diesen Weg entscheiden. Dann heißt es nach vorne und nicht zurück blicken.