Come & Cooperate: wie Wirtschaft und Wissenschaft zusammen wachsen
Die Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf ist ein essenzieller Teil der regionalen Startup-Szene und unterstützt mit Know-how und langjähriger Erfahrung junge Unternehmer*innen auf ihrem Weg zum Erfolg. Dr. Nikolaus Paffenholz gibt uns einen umfassenden Einblick in die Aktivitäten der IHK. |
Startup_dus: Ihr seid nicht nur Dauergast bei der Startup-Woche, sondern natürlich auch ein wichtiger Akteur innerhalb der Startup-Szene hier in Düsseldorf. Könnt Ihr noch mal kurz die wichtigsten Punkte zusammenfassen, was Ihr genau macht und wie Ihr Startups aus der Region unterstützt? Dr. Nikolaus Paffenholz: Wir sehen uns als Sparringspartner der Startups und gleichzeitig als einen wichtigen Knotenpunkt im Düsseldorfer Startup-Ökosystem. Durch unser Netzwerk zu Gründerinnen und Gründern, Unternehmen, Hochschulen und Institutionen können wir Verbindungen knüpfen und eine Plattform für die erfolgreiche Zusammenarbeit aller Akteure sein. Wir bereiten Informationen auf, verkürzen Wege und vermitteln Ansprechpartner*innen. Daneben leisten wir aber auch Hilfe bei allen typischen Fragen, die sich auf dem Weg in die Selbstständigkeit ergeben. Wir weisen auf Fördermöglichkeiten hin und helfen bei Finanzierungsfragen. Unsere Aufgabe sehen wir darin, die Startups dabei zu unterstützen, aus ihrer Geschäftsidee ein Unternehmen zu formen, die PS also auf die Straße zu bringen. Dies umfasst nicht nur unternehmerisch-betriebswirtschaftliche und rechtliche Fragen, sondern auch Themen wie Nachhaltigkeit oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Besonders geschätzt wird dabei, dass unsere Beratung neutral und unabhängig ist. Wir sind verlässlich, geben ein klares Feedback und reden nicht nach dem Mund. Das ist gerade am Anfang einer Gründung besonders wertvoll. Ganz wichtig ist uns auch das diverse Team der Beraterinnen und Berater mit ihren breit gefächerten Kompetenzen aus den Bereichen Gründung, Finanzierung, Innovation, Internationalisierung, Standort, Nachhaltigkeit, Recht und Steuern. Mit dieser Mischung können wir Gründerinnen und Gründern einen rundum optimalen Service bieten. Startup_dus: Ihr macht Euch schon seit einiger Zeit mit der Wissensregion Düsseldorf für den Technologietransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft stark, fördert Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen und unterstützt Studierende bei der Ausgründung. Könnt Ihr uns ein wenig mehr darüber erzählen? Dr. Nikolaus Paffenholz: |
Manchmal fehlt es noch an Mut, allein oder gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft zu gründen und die Ideen tatsächlich in den Markt zu bringen. Hier setzen wir gemeinsam mit der Wissensregion Düsseldorf e. V. an: Come&Cooperate, unser Matching-Format, führt gezielt Hochschulvertreter*innen und Unternehmer*innen zusammen, um gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen, Bachelor- und Masterarbeiten zu verabreden oder Produkte und Innovationen in Workshops zu entwickeln. Auch Startups nutzen diese Möglichkeit, die richtigen Hochschulvertreter*innen für ihr Business zu finden.
Wir freuen uns mittlerweile über zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Ausgründungen etwa aus der HHU oder aus der Hochschule Düsseldorf. So hat beispielsweise die NUMAFERM GmbH 2018 den Gründerwettbewerb „Start me up!“ gewonnen und wir wünschen uns noch mehr solcher Erfolge.
Startup_dus: Die IHK Düsseldorf ist in diesem Jahr mit zwei Veranstaltungen auf der Startup-Woche vertreten. Bei „Going international – Q&A for Global Business“ geht es um die Öffnung für internationale Märkte und die Anbahnung von Auslandsgeschäften. Wo liegen die größten Herausforderungen für Startups, die sich global aufstellen wollen?
Dr. Nikolaus Paffenholz: Wir leben in einer globalisierten Welt. Da ist es naheliegend, dass Gründer*innen über den Tellerrand Deutschlands schauen und ihr Geschäftsmodell von Anfang an international konzipieren. Das wirft so manche Frage auf etwa zur richtigen Strategie, zu kulturellen Unterschieden, zur praktischen Umsetzung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen und Warenlieferungen aber auch Rechts- und Steuerfragen. Mit unserem Workshop möchten wir den Teilnehmer*innen Antworten und eine Vielzahl an Empfehlungen mit auf den Weg geben, wie sie sich optimal aufs Auslandsgeschäft vorbereiten können. Sie bekommen Tipps zur internationalen Geschäftspartnersuche und zum Marketing, zur Vertragsgestaltung im internationalen Wirtschaftsverkehr, zu Arbeiten und Dienstleistungen im Ausland und zur Export- und Importabwicklung. Außerdem stellen wir vor, welche Instrumente zur Förderung es in diesem Bereich gibt. Unsere Referenten haben übrigens selbst langjährige praktische Erfahrungen im Auslandsgeschäft gesammelt.
Die internationale Skalierung des Geschäftsmodells ist zudem eine besondere Herausforderung für Startups, die auf ihrem Heimatmarkt bereits sehr erfolgreich sind und nun die nächste Entwicklungsstufe hin zu einem international operierenden Unternehmen erreichen wollen. Ihnen kann die IHK ein Netzwerk mit internationalen Kontakten zur Verfügung zu stellen, das ihnen den Aufbau einer Marktpräsenz in wichtigen internationalen Märkten erleichtert.
Startup_dus: Bei der dritten „Gründerstipendium Demo Night“ ruft Ihr, die HWK, das MWIDE NRW und die WiFö Kreis Mettmann gemeinsam mit digihub und STARTPLATZ zum Pitch. Was erwartet die Teilnehmer*innen?
Dr. Nikolaus Paffenholz: Das Gründerstipendium NRW gibt es seit fast drei Jahren und es ist immer noch heiß begehrt. Auch deshalb wurde es letztes Jahr um weitere drei Jahre verlängert. Trotzdem sehen wir bei potenziellen Stipendiaten häufig noch Unsicherheiten bezüglich des Bewerbungsprozesses. Deshalb wollen wir bei der #gsdn3 die Gründungsinteressierten in den Fokus stellen. Wir durchlaufen gemeinsam mit ihnen die einzelnen Phasen des Bewerbungsprozesses, zeigen Best-Practices und liefern Antworten auf häufig gestellte Fragen. Mit dabei sind in diesem Jahr Coaches, Jurymitglieder sowie natürlich aktuelle und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten. Unser Ziel ist, dass keine Fragen offen bleiben und aus jetzigen Gründungsinteressierten zukünftige Stipendiatinnen und Stipendiaten des Gründerstipendiums NRW werden. Ganz nebenbei vernetzen wir so die Beteiligten und schaffen ein Netzwerk, in dem sich Interessierte, Stipendiaten, Alumni und Experten gegenseitig unterstützen können.
Startup_dus: Als IHK seid Ihr ein wichtiger Teil der lokalen Wirtschaftskraft. Wie fällt Euer Fazit aus für das vergangene Jahr, gerade auch hinsichtlich der Entwicklung der Region als Startup-Hub, und wie sieht Eure Zukunftsvision aus?
Dr. Nikolaus Paffenholz: Das vergangene Jahr war insbesondere für die Startups ein ganz schwieriges. Auch wenn digitale Geschäftsmodelle teilweise zu den Gewinnern der bisherigen Krise zählen, ging vielen jungen Startups, die noch nicht am Markt etabliert sind, die Liquidität aus.
Als harte Faktoren nenne ich einmal die Verunsicherung, die auch vor Investoren und Business Angels nicht Halt gemacht hat. Zu den regulären staatlichen Hilfsprogrammen hatten frisch gegründete Unternehmen häufig keinen Zugang. Nicht unterschätzen darf man aber auch die weichen Faktoren: es fehlten Austausch untereinander und das Feedback von Kunden. Beides ist für Startups immens wichtig und kam trotz einer Vielzahl digitaler Veranstaltungen zu kurz. Somit bremste die Krise auch die Startup-Szene aus, die einen der wichtigsten Treiber in Sachen Digitalisierung und Innovationskraft verkörpert.
Andererseits hat die Corona-Krise insbesondere bei digitalen Geschäftsmodellen neue Möglichkeiten freigesetzt. Wir haben zahlreiche innovative Ideen über unsere IHK-Kommunikationskanäle präsentiert, um Best Practices zu zeigen und Mut zu machen. Da in den Startups häufig sehr agile Teams arbeiten, hoffen wir nun auf eine rasche Erholung nach der Krise. Wir trauen der Startup-Szene auch zu, dass sie die Corona-bedingten Marktveränderungen zu nutzen weiß. Ein Nadelöhr wird dabei – wie so oft – verfügbares Investitionskapital sein.
Für die Zukunft wünschen wir uns, dass der Begriff „Region“ noch mehr verwirklicht und gelebt wird. Wenn die Region Düsseldorf/Rheinland sich national und international als attraktiver Startup-Standort durchsetzen will, müssen wir die Region Rhein-Ruhr noch mehr als ein zusammenhängendes Startup-Ökosystem „branden“. Dieser Standort ist in seiner Vielfalt, aber auch Konzentration, hochattraktiv für Startups wie auch für Investoren und braucht keinen Vergleich zu scheuen.