Begeisterungsfähigkeit ist sowohl unsere Stärke als auch unsere Schwäche
Im Jahr 2015 ging eine Gruppe junger Gründer mit der Plattform rausgegangen.de an den Start. Ziel war es, Menschen über sorgfältig ausgewählte Eventtipps zu vernetzen. Mittlerweile erreicht rausgegangen.de eine beeindruckend große Community: Innerhalb von nur drei Jahren ist die Reichweite auf über 130 Tausend Facebookfans im Großraum Köln gewachsen. Weitere Städte werden gerade in Angriff genommen. Aus den Erfahrungen mit Veranstaltern und deren Events entstand ein zweites Startup, das Ticketsystem Wunderfest. Dieses stellt in diesem Jahr erstmals die Basis des Ticketings für die Startup-Woche Düsseldorf.
Startup_DUS: Nach eurem ersten Testballon eures rausgegangen.de Startups im Freundes- und Bekanntenkreis habt ihr euch für eine Crowdfunding-Aktion entschieden, um euer Business ans Laufen zu bekommen. Parallel dazu habt ihr eine besondere Reise unternommen, richtig? Berichte doch mal davon.
Tim: Du meinst bestimmt unsere Reise nach Dahab (Ägypten). Wobei diese Dinge unabhängig voneinander und auch zeitlich versetzt passiert sind. Unsere erste Praktikantin bei Rausgegangen hatte den Traum in Dahab einen Co-Working Space zu eröffnen. Wir fanden das natürlich komplett verrückt, haben sie dabei aber unterstützt und gesagt, wenn sie das wirklich durchzieht, sind wir ihre ersten Kunden. Wie versprochen, waren wir dann 5 Monate später bei der Eröffnung vor Ort und haben zwei Wochen von dort aus gearbeitet. Kann ich empfehlen: Schnorcheln in der Mittagspause im roten Meer ist wirklich sehr nett. Die Crowdfunding Kampagne kam dann 6 Monate später und ist natürlich ein Thema für sich – letzten Endes eine Sache, die wirklich gut funktioniert hat, aber unglaublich viel Energie und Arbeit kostet und, glaube ich, eigentlich nicht perfekt zu unserem Produkt (da die App ja umsonst ist) gepasst hat. Aber ist natürlich ein großartiges Gefühl, von der Community so unterstützt zu werden.
Startup_DUS: Eure Räumlichkeiten habt ihr selbst mal als „zusammengebasteltes Büro“ beschrieben. Wir waren schon bei euch zu Besuch und haben uns im Besprechungsraum mit Wänden aus Bierkisten wirklich wohl gefühlt. Was bedeutet diese lockere und offene Arbeitsatmosphäre für euch?
Tim: Naja, ganz ehrlich, also wir haben schon immer von einer alten Lagerhalle in Ehrenfeld geträumt und als wir dann aus unserem alten Büro “rausgewachsen” sind, ist uns wirklich zufällig diese Lagerhalle über den Weg gelaufen. Die ersten Wochenenden haben wir dann komplett mit Bauen verbracht und so ist es wirklich ein Büro mit einem wohl ganz eigenen Charme geworden.
Startup_DUS: Euer Team ist bunt zusammengemischt aus den verschiedensten Ausbildungsrichtungen: vom BWLer bis zur Kulturwissenschaftlerin ist vieles dabei. Neben Wunderfest und Rausgegangen veranstaltet ihr auch selbst kulturelle Events. Wie schafft ihr es, das Team und alle Ideen zusammenzuhalten? Euer Motto ist eher tausend Hochzeiten als eine, oder?
Tim: Da hast du Recht. Begeisterungsfähigkeit ist, denke ich, sowohl unsere Stärke als auch unsere Schwäche. Wir können Projekte hochziehen, an die niemand anders glauben würde, probieren aber manchmal zu viele Dinge gleichzeitig aus, anstatt in eins der Projekte 100% der Energie zu stecken. Allerdings sind all diese Projekte ja im gleichen Bereich angesiedelt und nur so konnte sich das kleine Event-Ökosystem entwickeln, was wir nun haben.
Startup_DUS: Was war die größte Herausforderung, mit der ihr euch in den letzten drei Jahren konfrontiert gesehen habt?
Tim: Die größte Herausforderung für mich persönlich war mit Sicherheit die finanzielle Seite. Ein Projekt, wie Rausgegangen, finanziell positiv zu bekommen, fand ich nicht einfach. Hinzu kommt die psychologische Belastung, wenn es mal so richtig eng wird – und das war mehr als einmal der Fall.
Startup_DUS: Welches von euren drei Projekten (oder gibt es da noch was, was ihr uns verheimlicht?) ist dein Lieblingsprojekt? Keine Sorge, wir werden es keinem weitersagen ☺.
Tim: Hehe, das ist natürlich eine sehr gute Frage. Was viele nicht wissen, hinter all diesen Projekten steht eine Firma, die heißt CodeKarussell. Und mit CodeKarussell bauen wir peu a peu ein Ökosystem im Eventbereich auf, das aus eigenen Marketing Tools, Ticketing und weiteren Tools, die wir auch extern jedem Veranstalter anbieten, unserem Eventmagazin “Rausgegangen” und unseren eigenen Events besteht. Für mich ist das Gesamtsystem das Projekt, an dem ich sehr gerne arbeite und was ich total spannend finde. In den eigenen Projekten selbst haben wir überragende Leute im Team, die diese mit viel Energie voran bringen.
Startup_DUS: Von Startupper zu Startupper: Was sind deine drei wichtigsten Startup-Tipps an unsere Community?
Tim:
1. Einfach machen – nicht darauf warten, bis irgendwas gegründet ist, irgendwelche rechtlichen Fragen beantwortet sind oder was auch immer. Einfach loslegen, schnell lernen, auf die Nase fliegen und weitermachen. Wenn die Idee und die Execution wirklich gut ist, dann kann man darauf aufbauen.
2. Team ist alles – wir sind ein echt geiles Gründerteam, die mittlerweile zu meinen besten Freunden gehören und denen ich zutiefst vertraue. Wer so eine Konstellation bereits gefunden hat, kann ich nur empfehlen, sie entsprechend wertzuschätzen.
3. There is no overnight success – oft denkt man, mit einer Idee geht man raus und die ist so gut, dass diese dann auch durch die Decke geht. Das ist zu 99,9% nicht der Fall und meist eine Mischung aus Product market fit und einem guten Marketing Plan. Sowohl für ersteres als auch für zweiteres braucht man Zeit, um zu optimieren. Und das ist auch völlig okay so. Das ganze ist ein Marathon, kein Sprint.
Startup_DUS: Danke für das Gespräch!