Wir streben nach langfristigen Partnerschaften mit Startups
:agile, Accelerator und Seed-Investor von E.ON, unterstützt vor allem neue Ideen für den Energiesektor. Wir haben uns mit Managing Director Inga Land über die Entwicklung von :agile, über aktuelle Trends und erfolgreiche Startups, die es schon geschafft haben, unterhalten.
Startup_DUS: Uns verbindet ja schon eine kleine Geschichte, zweimal hat :agile uns bereits für ein Interview zur Verfügung gestanden. Wenn man Sie selbst als Startup betrachtet, was hat sich bei :agile seit der Gründung verändert?
Inga Land: Wir haben selbst unzählige Pivots gemacht und viel ausprobiert. Aus diesen Erfahrungen, auch schmerzhaften, ziehen wir heute unsere Kraft. Wir sind internationaler und in Bezug auf Energiethemen fokussierter geworden und streben nach einer langfristigen Partnerschaft mit den Startups. Wir sind als Inkubator gestartet, der sich im zweiten Schritt Ende 2014 für externe „Startups“, die noch in der Ideenphase steckten, geöffnet hat. Heute fördern und investieren wir in Startups, die alle bereits erste Piloten laufen haben. Ja, wir sind noch ein Accelerator. Aber bzw. und ja wir sind auch ein Seed-Investor. Die drei Monate Acceleration sind weiterhin „for free“. Wir bieten Trainings und Coachings, 22.000 EUR, Räumlichkeiten und E.ON Kontakte mit „no strings attached.“ Unser Fokus hat sich jedoch von Acceleration zu Piloting entwickelt. Wir bieten den Startups das E.ON Expertenwissen und Netzwerk, wir öffnen das E.ON Netz und unsere Kundenbasis, um gemeinsam mit den Startups im Anschluss an die Accelerator-Phase ihren Service, ihre Hardware oder ihre Technik zu pilotisieren. Wir sind flexibler geworden, in welcher Form wir mit den Startups zusammenarbeiten: Kooperation, Wandeldarlehen, bezahlte Piloten, Investment, um nur ein paar zu nennen.
Startup_DUS: Ihre Launchpads, also Veranstaltungen, auf denen Sie Startups für Ihr :agile Accelerator Programm auswählen, sind sehr gefragt. Können Sie Trends ablesen, welche Themen bei den Startups besonders beliebt sind, bzw. gibt es Bereiche, in denen es besonders viele Ideen gibt?
Inga Land: Momentan erhalten wir viele Pitch Decks aus den Bereichen Gebäudeautomatisierung, Ladeinfrastrukturen für E-Mobility sowie Smart City Lösungen wie z. B. „Last Mile Delivery“, alle AI-, Blockchain- oder IoT-basiert. Deshalb scouten wir neben den Direktbewerbungen auch gezielt Startups für unser Portfolio. Spannend sind z. B. auch B2B-Webplattformen oder Themen wie Smart Home, Smart Grids, Clean und Green Tech, um nur ein paar zu nennen.
Startup_DUS: Als wir zuletzt gesprochen haben, waren die fünf Startups, die Sie in Ihrem Launchpad ausgewählt haben, mitten im Accelerator Programm. Wo stehen diese Startups heute?
Inga Land: Wir verfolgen auch immer gespannt, wie „unsere“ Startups ihren Weg gehen. Vielleicht erkläre ich anhand von Dabbel und Perto, wie unterschiedlich unsere Startups sind. Mit Dabbel hatten wir just gestern einen Jour Fix. Abel, der Gründer von Dabbel, schaut gerade mit den dänischen E.ON Kollegen, wie er seine AI-basierten Gebäudemanagementlösung bei einem Hotelkunden installieren kann. In Perto haben wir bisher nicht investiert, aber das Team sitzt noch am EUREF-Campus bei uns im Büro. Und für Veranstaltungen wie den Digital Demo Day des digi:hub in Düsseldorf kommt Sebastian von Perto rüber, um das Unternehmen und seinen Service vorzustellen.
Startup_DUS: Was war die verrückteste Idee, die Ihnen im Rahmen Ihrer Arbeit als Accelerator präsentiert wurde?
Inga Land: Von verrückt kann ich bei Energie bisher nicht sprechen. Aber es gab ein internes Startup, das alle geliebt haben: Kraftzwerg. Kraftzwerg wollte eine off-grid Batterielösung für Musik-Festivalbesucher (z.B. Hurrican, Rock am Ring) auf den Markt bringen. Über die Batterie konnten z.B. die Kühlschränke – kaltes Bierchen, Föhne – nach dem Regen oder Aufladegeräte der Festivalteilnehmer betrieben werden. Die Festivalveranstalter waren alle begeistert und alle Kollegen wollten mit auf die Festivals, um Kundenbefragungen durchzuführen. Leider war die Batterie letztendlich zu schwer und zu teuer.
Startup_DUS: Thema Energie: Mit E.ON im Rücken haben Sie einen wirklich starken Partner. Gibt es Technologien oder Lösungen der Startups vergangener Jahre, die bereits heute im Alltag ihre Anwendung bei E.ON finden?
Inga Land: Aus 2018 fallen mir spontan Aedifion und Gridhound ein. Gridhound bietet kosten-effektives, automatisiertes Monitoring von Stromverteilnetzen, das bei den Kollegen des Bayernwerk zum Einsatz kommt. Aedifion bietet eine IoT-Plattform und Applikationen für Gebäudeautomationssysteme, die bei mehreren E.ON B2B Kunden installiert wurden. Weitere Kunden werden in diesem Jahr folgen.
Startup_DUS: Die Startup-Szene in Düsseldorf wird immer lebendiger. Gibt es Anhaltspunkte im Stadtbild, die das deutlich machen? Hat die Bart-und-Karohemden-Dichte signifikant zugenommen oder ist Mate jetzt des Öfteren ausverkauft?
Inga Land: Na, auf alle Fälle gibt es jede Menge inhaltlich spannende Veranstaltungen, Vorträge und Unternehmen. So dass es mir aufgrund der Dichte manchmal schwer fällt, zu entscheiden, woran ich teilnehmen soll.
Startup_DUS: Und Ihr Pitch zu Düsseldorf als Startup-Standort in drei Sätzen?
Inga Land: Düsseldorf bietet eine inspirierende Mischung aus Kultur, Wirtschaftpower, Individualität und Gemeinschaft. Als Akteure in der Startup-Szene kannst du dich schnell gut vernetzen – egal ob mit den Düsseldorfer oder in der Umgebung ansässigen Unternehmen, vielfältigen Hubs, Labs, Agenturen und Co-Working Spaces, Bildungseinrichtungen und nicht zuletzt der Wirtschaftsförderung.