Düsseldorf ist international und weltoffen

Die IHK in Düsseldorf gehört zu den festen Institutionen, an die sich Startups in allen Gründungsfragen richten können. Mit Dr. Nikolaus Paffenholz, Leiter der Abteilung Recht und Steuern der IHK Düsseldorf, sprechen wir im Interview über Startups und ihre Herausforderungen sowie internationale Chancen für Startups aus Düsseldorf. 

Startup_DUS: Die IHK Düsseldorf, die Blanko GmbH und Super7000 laden bei der diesjährigen Startup-Woche 2018 zum Austausch ein. Warum gehören Startup und Misserfolge/Herausforderungen für Sie thematisch zusammen?

Dr. Nikolaus Paffenholz: Zwar ist jede Gründung risikoreich. Bei „klassischen“ Vorhaben kann man sich aber absichern, indem man auf Erfahrungswerte zurückgreift. Für ein Startup, das ein innovatives Produkt auf den Markt bringen oder ein völlig neues Geschäftsmodell erproben möchte, ist das häufig keine Option. Hier gilt: Versuch macht klug. Wer scheitert, kann aus Fehlern lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Diese Sicht wollen wir aber auch etablierten Unternehmen näherbringen.

Startup_DUS: Gibt es eine bestimmte Story, aus der Startups Ihrer Meinung nach besonders viel lernen können? Welche ist es und was kann daraus gelernt werden?

Dr. Nikolaus Paffenholz: Mich freut es natürlich besonders, wenn Gründer es mit Erfahrung und der nötigen Portion Glück schaffen, ein Scheitern abzuwenden. Sehr spannend fand ich die Geschichte von Ronald Reschke, einem der Gründer von fashionette. Das Geschäftsmodell war ursprünglich der Verleih von Handtaschen, was nicht funktionierte. Die Gründer haben rechtzeitig begriffen, dass die Kundinnen ihre Tasche behalten wollten und haben auf ein Ratenkauf-Modell umgestellt, das ihnen den heutigen Erfolg beschert.

Startup_DUS: Wie kann die IHK Startups dabei unterstützen, Misserfolge zu vermeiden? Gibt es dafür überhaupt ein Rezept?

Dr. Nikolaus Paffenholz: Die IHK-Gründungsberatung hilft Startups, Risiken bei der Planung zu erkennen und zu beherrschen. Dieses Serviceangebot haben wir im vergangenen Jahr in einer neuen Broschüre zusammengefasst. Gründer profitieren von der großen Erfahrung der IHK-Berater, die eine Vielzahl von Projekten begleiten, nicht nur in der Gründungsphase sondern auch darüber hinaus. Aber auch Neues eigenen wir uns an. So hat die IHK Düsseldorf erst kürzlich ein Erklär-Video zum Business Model Canvas, einer Methode zur Entwicklung innovativer und komplexer Geschäftsmodelle, konzipiert und auf ihre Internetseite gestellt.

Startup_DUS: Die IHK Düsseldorf setzt sich zum Beispiel mit der Startup-Reise dafür ein, dass Startups aus Düsseldorf den internationalen Markt kennenlernen und Kontakte knüpfen können. Warum ist das für Startups besonders wichtig? 

Dr. Nikolaus Paffenholz: Bei vielen Business Models ist ein wirkungsvolles Scale-up nur international möglich. Deswegen ist es wichtig, frühzeitig über den deutschen Tellerrand zu schauen, um sich möglichst global mit Marktbedingungen, Mentalitäten und Technologien vertraut zu machen. Schließlich stellen sich in unserer vernetzten Welt viele Startups genau wie Corporates einem globalen Wettbewerb.

Startup_DUS: Im Juli 2017 ging die Startup-Reise nach New York. Sehen Sie bestimmte Unterschiede zwischen deutschen Startups und Startups in den USA? Was kann die deutsche Szene lernen?

Dr. Nikolaus Paffenholz: Bereits drei Mal haben wir im Rahmen eines Projekts von NRW.International und mit finanzieller Unterstützung durch das NRW-Wirtschaftsministerium eine Gruppe von Startups nach New York geführt. Ein wesentlicher Unterschied, der uns dabei aufgefallen ist: Startups in den USA können auf ganz andere finanzielle Mittel zurückgreifen. Pitches im Rahmen von Seed-Runden spülen in den USA oftmals hohe Summen in die Kassen. Auch die Business Angel-Kultur und das Mentoring in den USA sind viel ausgeprägter als hierzulande. Zudem gibt es Unterschiede in der Unternehmenskultur: Die Bereitschaft zum „Alles oder Nichts“ ist bei US-Startups viel stärker ausgeprägt. Außerdem setzt man in den USA von vornherein auf Wachstum und hat dabei oftmals schon eine Exitstrategie. Dieses „Think Big“ fehlt häufig bei deutschen Startups. Wer mit uns in die USA kommt, sollte sich daher bereits intensiv mit der Frage auseinandergesetzt haben, auf Basis einer attraktiven Produktentwicklung ebenfalls auf Wachstum durch gegebenenfalls sogar ausländisches Venture Capital zu setzen. Denn der Besuch in den USA hilft, die dortigen Usancen kennenzulernen und die internationalen Spielregeln zu beherrschen und liefert vielleicht sogar den Zugang zu Kapitalgebern.

Startup_DUS: Was macht Düsseldorf für die IHK zur absoluten Startup-City?

Dr. Nikolaus Paffenholz: Düsseldorf ist international und weltoffen, hat dabei aber gleichzeitig kurze Wege und produktive Netzwerke. Diese Mischung bietet Gründern nicht nur einen guten Start, sondern auch enormes Wachstumspotenzial. Düsseldorf ist daher nicht nur Startup-City, sondern auch Scale-up-City.

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